Der Heerweg (oder: Geerenweg), eine erste Walenseestrasse


1. Was ist heute vom Heerweg / Geerenweg noch zu sehen und begehbar

2. Historische Videos der entsprechenden SBB-Bahn-Linie



1. Heute noch sichtbare Spuren des Heerweges

Der Walensee kennt viele historische Schiffs-Unglücke. Der Heerweg entstand im Zusammenhang mit folgender Katastrophe: Im Januar 1570 versank in der Nähe von Walenstadt im Föhnsturm (siehe rechte obere Bildecke auf folgender zeitgenössischer Darstellung) ein mit Salz und Wein überladenes Schiff mit 60 Personen und 6 Pferden an Bord. Nur 14 Menschen überlebten das Unglück. Fridolin Heer aus Glarus entging dieser Schiffskatastrophe, weil er sich angesichts der Ueberladung des 'Schiffs' und des Föhnsturms im letzten Moment entschloss, lieber den Fussmarsch (über den Kerenzerberg!) auf sich zu nehmen. Unterwegs wurde er Zeuge des Schiffsunterganges.


Aus: Nachrichtensammlung von Johann Jakob Wick [1522-1588]; Zentralbibliothek Zürich, Ms F 19; e-manuscripta.ch .


Zum Dank für das Verschontbleiben vom Unglück baute er auf eigene Kosten den sog. Heerweg (heute auch: Geerenweg), die erste (bekannte) Walenseestrasse am Walensee-Ufer unter dem Kerenzerberg (Bauzeit: 1603 bis 1607). Spuren dieses Weges können heute noch vom entsprechenden Fussweg beim Gäsi aus gefunden werden, ebenso die Rekonstruktion eines Stückes des ehemaligen Steges. Ab der Treppe über die Autobahn beim Gäsi ist dann der historische Heerweg bis Salleren heute noch als Wanderweg begehbar:


Im Folgenden wird ein Besichtigungsrundgang von Weesen her dargestellt:






Von der Linthebene her kommt man heute zunächst auf dem alten Bahndamm (heute Wanderweg) zu dieser historischen SBB-Escher-Linth-Kanal-Brücke.


Kurz danach erreicht man das alte Eisenbahntunnel-Portal (Ofenegg). Denn wenige Meter neben dem Heerweg verlief bis in die 1960er-Jahre die einspurige Walenseelinie der SBB. Dieser Tunnel kann nicht als Eingang des Veloweges/Wanderweges genutzt werden, da der Verlauf dieses Tunnels im Berg drin noch ein Stück weit von der Autobahnspur Sargans - Ziegelbrücke 'überformt' wurde. Darum folgt erst weiter hinten nach der eben erwähnten Überformung ein separater Velo-/Fussgänger-Seiteneingang zum diesem historischen Eisenbahntunnel:

Tunnelportal_Gäsi
Bild: Das historische Ofenegg-SBB-Portal, mit Photoshop 'gesäubert'.
Dieses Portal ist heute durch eine halbhohe Absperrmauer mit Schmierereien
an die heutige Zeit 'angepasst' und wird zunehmend durch Vegetation verdeckt.

Fussweg, Eisenbahn und Strasse mussten immer wieder aktualisiert werden und kamen einander oft 'in die Quere'. Siehe dazu auch das historischen Videos am Ende dieser Seite.

Wir müssen also noch ein Stück aussen herum, bevor der Velo-/Wanderweg von der Seite her in den alten Bahntunnel mündet (wir zweigen aber kurz davor auf eine Treppe zum Heerweg hinauf ab). Schnell nach Passieren des Ofenegg-SBB-Tunnel-Portals erreichen wir ein Hochwasserdenkmahl.

Abgelagertes Geröll, Sand und Kies (Abholzungen!) erhöhten im Laufe des 18. Jahrhunderts das Flussbett der Glarner Linth, was einen Rückstau des Ausflusses des Walensees nach sich zog. Sein Seepegel stieg zwischen 1750 und 1800 um rund 3 Meter. Einzelne Strassenzüge in Weesen und Walenstadt wurden dadurch unbewohnbar. Dies wurde in der Folge durch die bekannte Linthkorrektion behoben. Diesen Sachverhalt veranschaulicht das Hochwasserdenkmal. Man beachte dort auch die nachgetragenen schwarzen Marken für 1999 und 2005 rechts unten am Denkmahl):

Hochwasserdenkmahl Gäsi



Schnell erscheint dann ca 10 Meter über uns 'endlich' der historische Heerweg und gleich der
bautechnisch schwierigste Teil, von dem in diesem Bereich allerdings nur noch wenige Teile sichtbar sind:

Ein Mäuerchen und ein Klein-Viadukt sind oben rechts im Bild zu erkennen:

Heerweg





Der Heerweg verläuft jetzt von rechts oben im Bild auf dem Felsband schräg nach links unten zum rekonstruierten Holzsteg (in Original-Felslöchern befestigt!). Der felsseitige Handlauf ist hoch, damit sich Reiter auf dem Pferd daran halten konnten:

Heerweg

In der Mitte des vorangehenden Bildes endet der Weg abrupt. Hier ein Detailbild davon:

Heerweg




Es folgt ein rekonstruiertes Stück des Holzsteges und dies in historischen in den Fels gehauenen Original-Löchern:

Heerweg



Westwärts dieses rekonstruierten Steg-Stückes haben wir übrigens noch einen Seitenstollen des ehemaligen Eisenbahntunnels passiert und vielleicht übersehen.
Wenn man etwas 'überbelichtet', kann man das innere Fenster und den quer verlaufenden alten Eisenbahn-Tunnel sehen:





Zeitgenössische Darstellung in diesem Bereich des Heerweges (der Seespiegel ist hier vor der Linth-Korrektion noch deutlich höher):


Stahlstich von Kaspar Ulrich Huber nach Zeichnung von Johann Jakob Ulrich 1856.
[aus: 'Malerischer Walensee'; Peter Fricker]




Weiter ostwärts - wo der Veloweg in einen Seitentunneleingang zum ehemaligen SBB-Bahntunnel (demjenigen von weiter oben) verschwindet - kann man über eine Beton-Treppe hochsteigen und auf dem weitgehend 'originalen' Heerweg/Geerenweg bis Salleren wandern (in folgender Karte rot/weiss eingezeichnet):


Quelle: https://ivs.admin.ch/ ; Bundesamt für Landestopografie swisstopo



Über die Treppe in folgendem Bild erreicht man den gut begehbaren historischen Teil des Heerweges.
Der Tunnel links ist der bereits erwähnte Seiteneingang zum alten Bahntunnel und gehört zum neuen Veloweg/Wanderweg. Dort kommen wir auf unserem Rundgang wieder zurück:

Heerweg_Treppe
Bild: Erwähnter Tunnel als Seiteneingang zum hist. SBB-Tunnel.



Oben an der Treppe geht es jetzt auf dem weitgehend originalen Heerweg/Geerenweg bis nach Salleren weiter:





Link: Lückenlose Foto-Doku ab hier bis nach Salleren [heutiges Heerweg-Ende]




Ankunft in Salleren: Hier treffen wir wieder auf die Autostrasse (Spur Sargans - Weesen):





Bis etwa 1960 fuhr hier die SBB einspurig (heute doppelspurig im Berg drin):


Einstiges SBB-Geleise bei Salleren.



Den Rückweg kann man über den bequemen und bereits erwähnten Velo-/Fussgänger-Weg nehmen. Dieser beginnt nach etwa 100 Metern Richtung Weesen mit einem eigenen Tunnel (bergseits der Autobahn-Spur) und unterquert diese in einem eigenen Tunnel. Danach folgt eine Übertag-Strecke und bald erreichen wir wieder ein historisches SBB-Tunnelportal (Weisswand-Portal):

Weisswand-Tunnelportal: Heute Fussgänger-/Veloweg (beleuchtet).Bild: Künstler unbekannt, etwa 1865. Hintergrund: Alte Linth-Brücke (zu nahe);
['Malerischer Walensee'; Peter Fricker; S. 118]




2. Historische Videos zur SBB-Strecke 'parallel' zum Heerweg


Die einst romantische einspurige Eisenbahnstrecke durch mehrere Tunnels musste für die Doppelspur und Begradigung gänzlich in den Berg verlegt werden. Erinnerungen an diese Zeit um 1960 sind in folgendem kurzen Stumm-Film festgehalten. Man beachte nach der letzten (Durchstoss-)Sprengung das Aufeinandertreffen der beiden Tunnelmannschaften aus West und Ost:



Quelle: Schweizerisches Bundesarchiv/Memobase-Memoriav (Ausschnitte).
Der ganze Film bei MEMOBASE/MEMORIAV



Der Brückentest im Gäsi im Jahr 1960 (Ausschnitte):


Quelle: Landesarchiv des Kantons Glarus/ Filmbestand Schönwetter (Ausschnitte).
Der ganze Film bei MEMOBASE/MEMORIAV



Die Eröffnungsfeier in Mühlehorn mit dem 'Roten Doppel-Pfeil' ('Churchill-Pfeil') der SBB 1960 (Ausschnitte):


Quelle: Landesarchiv des Kantons Glarus/ Filmbestand Schönwetter (Ausschnitte).
Der ganze Film bei MEMOBASE/MEMORIAV





Die Eisenbahn ist neu doppelspurig und begradigt in den Berg verlegt (um 1960); Quelle: unbekannt.


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