Der historische Chappeliweg / Treppenweg Weesen - Amden
Geschichte und Gegenwart
Die Namen 'Chappeliweg' und 'Treppenweg' gehen auf eine nicht mehr existierende Wegkapelle (Chappeli) bei Punkt 610 (C) (siehe folgenden Kartenausschnitt) und auf einige hundert Treppenstufen auf diesem historischen Zugangsweg-System nach Amden zurück. Beim Chappeli hatte man bis dato denn auch die besonders kritische Stelle um den Chappeli-Felsen hinter sich gebracht. Um 1890 stand das Chappeli noch, allerdings im Zustand des Verfalls, da der Chappeliweg um 1882 durch den Strassen-Neubau abgelöst wurde. Etwa seit dem Jahr 2000 wurden wertvolle noch historische Wegteile bergwärts von C sorgfältig restauriert und als Wanderwege ausgeschildert. Das kurze Bogenstück talwärts/ westwärts von (C) - also die berühmte Chappelifels-Umrundung - wird noch ausführlich thematisiert, gehört aber nicht zum offiziellen Wanderweg-System.
Rot markiert: Wege mit noch signifikanter historischer Substanz und als exklusives Wanderweg-System restauriert (ausgenommen Chappelifels-Bogen);
Bild-Grundlage: https://ivs.admin.ch/
Die in obiger Karte markierten Grossbuchstaben A bis E dienen in folgender Dokumentation der Orientierung.
Heute noch begehbar: Der dem Chappeliweg entsprechende Weg von A bis B mit in diesem Bereich allerdings wenig historischer Substanz. Von B bis zum Galerie-Ende westlich von C ist der Chappeliweg weitgehend durch die neue Strasse (Galerien) überformt. Die beiden Galerien sind aber gut begehbar auf einem Gehsteig auf Galeriefenster-Seite. Bei C aufwärts beginnt der touristisch exklusive Teil des Wegsystemes.
Zunächst zur Geschichte:
Auf folgendem Foto von gegen 1890 ist der Chappeliweg unterhalb der 1882 eröffneten Strasse deutlich zu sehen [Aufnahme ab Chappelifels-Plateau]. Das Geröll vom Strassenbau blieb teils im Weg hängen. Die heute teilweise gekappte Bubenberg-Felsspitze talseits der Strasse kann heute durch Galeriefenster noch erkannt werden.
Aus der Betriebszeit des Chappeliweges (bis ~1881) liegen naturgemäss keine Foto-Ansichten vor. Umsomehr interessieren somit entsprechende Darstellungen von Künstlern. Einen historischen Einblick auf diesen Wegabschnitt (B bis C) vermitteln folgende Bilder:
Hinter der Bubenbergfelsspitze (wir haben sie schon eingangs auf dem Strassenfoto gesehen) ging es nach unten zur Chappeli-Treppe:
Zeichner: Mathias Gabriel Lory ~1830, Kupferstecher: Johann Hürlimann; [Staatsarchiv St. Gallen].
Zu obigem Bild: Das Treppenteilstück um den Chappeli-Felsen im Hintergrund ist heute noch weitgehend vorhanden und auf eigenes Risiko mit Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von oben her begehbar (nicht Teil des offiziellen Wanderweges).
Zweimal das selbe Motiv (Bubenberg-Felsdurchgang wie vorangehend):
Bilder: Lithographie: Alexandre-Jules Monthelier und Jean-Louis Tripenne; Foto: Durchgang durch Sprengungen verbreitert und mit neuer Strasse um 1900.
Ein Bild zwischen diesem Bubenberg-Felsdurchgang und der Treppe zur Chappeli-Holzbücke, also von der anderen Seite und in Gegenrichtung:
Bild: Chappeliweg in Richtung Weesen; Karl Girardet, um 1870.
Wir drehen uns am Standort von Karl Girardet beim vorangehenden Bild um 180° und sehen die berühmten Treppenstufen:
Gleiches Motiv, verschiedene Bilder:
Während ein Fotograf schwerpunktmässig ein 'wirklichkeitsgetreues' Bild einfängt, will der Kunstmaler schwerpunktmässig eine 'Atmosphäre' und nicht topografische Exaktheit vermitteln. In diesem Sinne existieren auch zahlreiche verschiedene Chappeliweg-Bilder ab gleichem Standort mit gleichem Motiv (im Folgenden z. B. der Chappeliweg vor dem Chappelifelsen), beide Werke von Balz Stäger (es existieren noch weitere Varianten):
Das linke folgende Bild von 1894 lässt den Felseinschnitt vor dem Brückenkopf um den Chappelifelsen wirklichkeitsgetreuer erkennen, während beim rechten Bild von 1897 der Weg dorthin wirklichkeitsgetreuer ('zick-zack') erscheint und die Umrundung des Chappelifelsen effektiv zur Geltung kommt. Wahrscheinlich basieren beide Bilder auf einer gemeinsamen älteren Vorlage, denn Bilder wurden jeweils je nach Nachfrage als Unikate geschaffen. Zur Zeit der Erstellung dieser beiden Unikate war ja die dabei nicht abgebildete etwas höher liegende Strasse bereits bereits seit 1882 in Betrieb und der Weg in diesem Bereich nicht mehr begehbar.
Beide Bilder können naturgemäss die starke Steilheit der Treppe nur ansatzmässig zum Ausdruck bringen ('Aufwärts-Fotografie-Effekt'):
Bilder: Balz Stäger (1861–1937), Glarner Landschaftsmaler.
Das Chappeli und der Weg aussen um den Chappeli-Felsen herum
Am Ausgang der zweiten Galerie gelangen wir (bei C) auf ein kleines 'Bödeli' (neben dem heutigen Parkplatz). Auf dieser kleinen Terrasse (nahe Chappeli Pkt. 610) stand das dem Weg seinen Namen gebende Chappeli, das auch als Ruhestätte diente, wo eine Rast eingelegt werden konnte.
Rekonstruktionsversuch auf Grundlage noch auffindbarer historischer Attribute:
(gemauert, klein, Raststätte, Kruzifix an Rückwand, Windschutz)
Bild: Rekonstruktionsversuch für das Chappeli, wohl auch als Raststätte genutzt.
Rast-Sitzbank und Kruzifix an Rückwand. [Paul Gantner]
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ROTHENHÄUSLER (1951: 11) erwähnt eine Zeichnung des Felsweges mit Wegkapelle aus dem Jahr 1886 vom bekannten Künstler Julius Rieter.
Dies mag etwa wie im kleinen Bild links ausgesehen haben. [Julius Rieter: Die unheimliche Fahrt auf dem Vierwaldstättersee (Ausschnitt)].
Der BAEDEKER-Reiseführer von 1893 erwähnt die schöne Aussicht bei einem verfallenen Kapellchen rechts der [kurz zuvor eröffneten] Strasse, 3/4 St. von Weesen.
PAUL HUGGER (1961: 117f): Zuletzt führte der Weg in schwindelnder Höhe um den Vorsprung herum, den die Leute 'Chappeli' nennen. Denn droben auf der kleinen, ebenen Fläche stand eine gemauerte Rasthütte, wo die Träger ihre Last abstellen und verschnaufen konnten, ohne den Winden ausgesetzt zu sein. An der Rückwand hing ein Kruzifix.
Quelle: [IVS Dokumentation VERKEHRSWEGE Kanton St. Gallen]
RUDOLF D. GMÜR: Im Ortsmuseum Amden war anlässlich einer Ausstellung 2018 ein Bild des Amdener Künstlers Rudolf D. Gmür (1857 - 1921) zu sehen, welches das Amdener Chappeli zeigt.
(Der Autor hat diese Ausstellung leider verpasst, daher diese Rekonstruktion.)
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Auf dem 'Chappeli'-Felskopf können heute noch Mauerreste gesehen werden. Ueber dieser Bruchsteinmauer dürfte das Chappeli gestanden haben. Im Hintergrund der herausgesprengte Strassen-Felsdurchbruch.
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Die Siegfriedkarte zeigt bis 1899 das Chappeli.
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Der Chappeliweg musste aber - im Gegensatz zur neuen Strasse mit Felsdurchbruch - seeseitig aussen und etwas tiefer um den Chappeli-Felskopf herum geführt werden:
Auf
eigenes Risiko, trittsicher und schwindelfrei kann diese Umrundung bis zum Brückenkopf noch heute von oben her begangen werden.
Das mit Bruchsteinen gemauerte Ende war ein 'Brückenkopf' einer Holzsteg-Konstruktion. Bei genauer Betrachtung sieht man auf folgendem Bild auch auf der anderen Seite der einstigen Holzkonstruktion (unter dem heutigen Galerie-Ende) ein kleines Rest-Stück Bruchsteinmauer:
Ansicht etwas weiter wegaufwärts:
Der nun folgende Treppenbereich:
Das obere Ende (rotes Bänklein) in Sicht:
Der bereits erwähnte Holzsteg (nach Bauart Twärrenbrücke) links oben im folgenden Bild:
Aus: 'Malerischer Walensee' von Peter Fricker; Künstler: Kaspar Burkhardt um 1840
Der vorangehend gezeigte Holzsteg in einem vergrösserten Ausschnitt:
Ein Konstruktions-Beispiel dazu:
Bildquelle: Rekonstruierter Steg auf der andern Seite des Walensees (Heerweg).
IVS; ama, 14. 6. 2003; INVENTAR HISTORISCHER VERKEHRSWEGE Kt. Glarus
Die Chappelifels-Umrundung und die westlich anschliessende Felspassage waren extreme Herausforderungen beim Bau:
Bild: rot markiert wohl aller letzte Spuren der legendären Felsentreppe.
Diese gesamthaft exponierte Passage dürfte die Errichtung eines 'Chappelis' veranlasst haben:
(Vgl. Antonius-Kapelle an der Teufelsbrücke in der Schöllenen.)
Zur möglichen Begehung auf eigenes Risiko (nicht Teil des offiziellen Wanderweges):
Vom 'Chappeli-Parkplatz' aus (mit dem Bus fährt man bis Lehni und läuft etwa 500 m zurück) gibt es wie erwähnt noch Zugang von oben her um den Chappeli-Felsen herum bis ans bereits gezeigte Ende der Stützmauer (Brückenkopf) unterhalb des heutigen Galerie-Endes.
Auf dem Weg von diesem oberen Eingang zum Brückenkopf hinunter:
Das Wegstück der Felsumrundung führt auf einem etwa 20 m langen und 2 m breiten, aus der
Felswand
geschlagenen Trassee, um den
Felskopf herum. Teilweise sind noch die erwähnten Treppenstufen zu sehen.
Kurz vor dem Brückenkopf findet man am Felsen eine Inschrift:
'ALTER FUSSWEG BIS 1882 NACH AMDEN':
Ein historisches Detail-Foto von 1909 dieser Chappelifelsumrundung 27 Jahre nach Aufgabe dieses Weges:
[Fotobestand Christian Ferdinand und Hans Leonhard Meisser; Staatsarchiv Graubünden.]
Und heute:
Das offizielle beschilderte Chappeli-Wanderweg-System
Ab dem 'Chappeli-Parkplatz' können heute der historische Chappeliweg und ein neuerer Treppenweg (beide schön restauriert) begangen werden
(mit dem Bus fährt man bis
Lehni und läuft etwa 500 m zurück)
Die restaurierten Teile beginnen gleich beim Chappeli-Platz oberhalb der Fahrstrasse.
Nach kurzer Zeit treffen wir auf einen Wegweiser, der unsere Aufmerksamkeit und eine Entscheidung verlangt, denn: Auf Grund seiner Anzeige ('historischer Treppenweg') geht der Wanderer hier in der Regel einfach geradeaus weiter, wohl in der Meinung, sich immer noch auf dem wirklichen Historischen Chappeliweg zu befinden:
Bild: Wer hier aber genau hinsieht, stellt fest, dass sich die Treppenstruktur beim Wegweiser ändert. Das ist eines
mehrerer Indizien, dass es sich hier nicht um eine bauzeitlich nahtlose Fortsetzung des Chappeliweges handelt.
Dieser sibyllinische Wegweiser
Gemäss Wegweiser verzweigt sich der Weg nach Amden in die beiden Richtungen D und E, die 'unscheinbarere' (E) ist sogar als 5 Minuten kürzer angegeben:
Ja, was nun?
Auf dem Wegweiser kommt das Wort 'historisch' nur einmal vor, nämlich in Richtung D, bezeichnet mit 'historischer Treppenweg'. So entsteht der Eindruck, dass der historische Chappeliweg dort weiter führe. Der wirklich historische Chappeli-Weg führt aber in Richtung E. Somit müsste auf der Tafel E eigentlich auch ein Zusatz 'historisch' stehen, also 'historischer Chappeliweg'.
Dieser Wegweiser bevorzugt die spektakuläre, bergbautechnisch schwierige, sehr eindrückliche und wohl vom 'normalen' Wanderer gesuchte, wenn auch weniger historische Route und berücksichtigt erst in zweiter Linie die Fraktion der 'historischen Hardliner'. Das wissen die Verantwortlichen natürlich auch, aber sie wollen wohl den Wanderer nicht verwirren und einen eindrücklichen Ersatz für verloren gegangene Felspassagen anbieten.
Der Hardliner verpasst bei seinem Gang via E zwar eine spektakuläre Felsband-Passage, weiss sich aber auf dem 'echten' historischen Chappeli-Weg und wird dazu mit einem Gedenkstein mit der eindrücklichen Jahreszahl 1669 am Wegrand belohnt. Und auch auf - allerdings weniger steile und kürzere - Treppen-Bereiche muss er nicht verzichten. Auch diese Route ist sehr lohnend.
Warum es hier zwei Varianten gibt, wird weiter unten thematisiert.
Es lohnt sich jedenfalls, beide Wege zu begehen, etwa in Form einer Rundtour.
Im Folgenden werden beide Richtungen vorgestellt:
1. Der 'Hardliner-Weg' nach rechts (Richtung E)
Dies ist also der ursprüngliche, historische und eigentliche Chappeliweg nach Amden. Dass dem so ist merkt man selber schnell, wenn man beide Varianten begeht und vergleicht. Der Chappeliweg war ja ein Saumweg und nicht ein durchwegs steiler Personen-Bergweg (wie die andere Richtung D):
Die Schattenzone im folgenden Bild dürfte der Bereich des im Folgenden erwähnten tragischen Unfalls sein:
Kurz nach der 'Schattenzone' treffen wir bergseits auf einen Gedenkstein mit der Inschrift
DIFP 1669:
Bild:
Gedenkstein für Pfarrer Johannes Frischherz, der ungefähr an dieser Stelle am 21.7.1669 tödlich verunfallte.
Bild: Der Gedenkstein nach der Restaurierung vermutlich ca 25 m oberhalb des Unfallortes in einer natürlichen Nische. Die Jahreszahl 1669 ist unter dem Querbalken des Kreuzes sichtbar. |
Bild: Gedenktafel
Dieser Unfall an sich ist belegt, der Gedenkstein in diesem Zusammenhang streng historisch-wissenschaftlich zwar nicht, jedoch hat die gängige mündliche Überlieferung einen hohen Wahrscheinlichkeitswert, auch auf Grund der Inschrift DIFP:
Was bedeutet die Gedenkstein-Inschrift DIFP ?
Es sei im Folgenden eine Hypothese [Paul Gantner] aufgestellt:
Vorgaben:
- Die Kirchen-Sprache ist Latein
- J gab es im Lateinischen nicht, nur I.
Beispiel: INRI: Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum – Jesus von Nazaret, König der Juden.
- Offensichtliche Verben konnten im Lateinischen ausgelassen werden: Beispiel: PAX VOBISCUM: Friede (sei) mit euch.
Dem entsprechend kann DIFP stehen für:
Deus Ioanni Frischherz Pacem
Gott (schenke) Johannes Frischherz Frieden
Die Deutung der Buchstaben I, H, A und O dürfte kaum mehr möglich sein. Spekulativ kann man sie als Initialen von dem Pfarrer nahestehenden Menschen bzw. Initiatoren für den Gedenkstein betrachten.
An Stelle des 'Pferdes' (auf der Gedenk-Tafel) handelt es sich eher um einen für solche Wege besser geeigneten Esel oder ein Maultier (siehe im Nachwort am Schluss).
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Die Unfallstelle dürfte beim alten Gedenkstein-Standort des linken folgenden Fotos sein (ca 25 m unterhalb der heutigen Gedenkstätte). Dort ist eine recht steile Passage durch steil abfallendes Gelände. Folgende beiden Fotos zeigen den selben Ausschnitt vor und nach der Weg-Restauration um 2000. Gleiche Strukturen auf beiden Fotos sind viele zu erkennen, etwa die gesamte Formation über den Bildmitten. Die Treppe kam bei der Restaurierung zum Vorschein:
Foto: Aufnahmedatum unbekannt, sicher vor 1978; Ivo Kalberer [Dorfchronik]. |
Foto: 2023 mit praktisch gleichem Ausschnitt [Gedenkstein neu etwas weiter oben]. |
Der Treppenweg nähert sich nach der Gedenkstätte dem Ende des Felsbandes und führt um dieses herum:
An dieser Stelle hat man in der
Laubfreien Zeit einen eindrücklichen Ausblick auf den Walensee und in die Linth-Ebene:
Die Gedenkstätte und die weiter oben liegende 'Aussichts-Kurve' im Winter:
Der Chappeliweg verlässt den Wald und führt über Grappen nach Ebnet/Forten (- Rindlis - Amden [Dorfkern]):
Weiter oben: Die noch erhaltene S-Kurve des 'echten' historischen Chappeliweges im Gebiet Grappen/Ebnet:
2. Der spektakuläre Weg geradeaus (Richtung D)
Dies ist wohl ein 'weniger historischer' Treppen-Weg via eine Fels-Passage zum Port-Rank der Kantonsstrasse hinauf. Er dürfte im Zusammenhang mit dem Strassenbau (1882) als Abkürzung errichtet worden sein und wäre somit weit über 200 Jahre jünger als die andere Variante E.
Wir gehen diesmal im Gegensatz zum 'Hardliner-Weg' von vorher (also beim 'sibyllinischen Wegweiser' im folgenden Bild am Waldeingang sichtbar) geradeaus weiter:
Wahrscheinlichste Hypothese für diese wohl 'weniger historische' Westvariante:
Mit der Eröffnung der neuen Kantonsstrasse wurden Gütertransporte auf dem historischen Chappeliweg hinfällig. Auch der Fussgänger-Verkehr dürfte sich gesamthaft auf die neue Strasse verlagert haben, da er so weniger beschwerlich wurde. Vom Chappeli bis zum neu entstandenen Port-Rank war nun aber eine für 'eilige' Fussgänger zu lange Serpentine via Lehni-Rank entstanden. Diese Serpentine wurde in der Folge durch den Bau dieser neuen Variante West als 'weniger historischer' Treppenweg überbrückt bzw. abgekürzt. Aus diesem Blickwinkel bekommt diese Westvariante des Treppenweges erst einen verkehrstechnisch plausiblen Sinn. Dafür sprechen auch die geringere Weg-Breite und der vor allem für Lasttiere zu steile Verlauf dieser Variante.
Bild: Der ursprüngliche Chappeliweg/Treppenweg (rot) und der neuere Strassen/Treppen-Weg (blau); Kartengrundlage: swisstopo.
Mit viel historischer Substanz sind die mit roter Doppellinie bezeichneten Wege rechts im Bild.
Es folgt nach der Felspassage ein recht steiler Treppen-Abschnitt und wir erreichen eine Spitzkehre-Kurve (Port-Rank) der Kantonsstrasse.
Der Treppenweg setzt sich beim Portrank fort - aber nicht mehr 'historisch' - und verschwindet wieder im Wald in Richtung Bellevue/Büel:
Für historische 'Hardliner'
Hypothese zu nebenstehender Info-Tafel:
Da schriftliche Quellen zu diesem Chappeliweg/Treppenweg-System spärlich und teilweise widersprüchlich sind, sei eine schwergewichtig logische Hypothese erlaubt:
Chappeliweg und Treppenweg bedeuten nicht das selbe: Der historische Chappeliweg (E) führte über Grappen nach Amden und wurde über weite Strecken auch als Treppenweg gebaut. So kann man den historischen Chappeliweg als Treppenweg bezeichnen, aber der auf der Info-Tafel erwähnte Treppenweg Chappeli-Port ist kaum Bestandteil dieses historischen Chappeliweges, wie weiter oben bereits begründet wurde.
Der Treppenweg Chappeli-Port (siehe Info-Tafel) hat demnach nicht 1882 seine Bedeutung verloren (wie der 'echte' historische Chappeliweg via Grappen), sondern wurde dannzumal erst eröffnet als (Fussgänger-)Abkürzung der neuen Lehni-Serpentine der Kantonsstrasse. Seine Bedeutung hat er dann erst mit der aufkommenden Motorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg verloren - und gewinnt sie heute wieder als Wanderweg-Perle.
Trotzdem kann man die Angabe der Tafel gelten lassen, da sie den grundlegenden historischen und bautechnischen Rahmen der ganzen Weg-Geschichte sinngemäss richtig aufzeigt und textlich als Info-Tafel natürlich kurz und übersichtlich sein muss, sonst würde sie kaum gelesen.
Nachwort
Auf folgendem Foto sind wohl letzte Relikte des Chappeliweg-Anschlusses an die Chappeli-Felsumrundung zu sehen, die dem massiven Steinbrocken-Hagel bei den Sprengungen anlässlich der beiden Strassenbau-Projekte (~1881 und ~1974) standgehalten haben. Die zugehörige einstige Treppe wurde weiter oben auf Bildern von Balz Stäger bereits gezeigt.
Unterhalb des Endes der Galerie 2 beim Chappelifelsen: Linienführung des Chappeliweges zwischen Bubenberg und Chappelifels-Umrundung.
Schlussgedanken:
- Zur Fahrstrasse von 1882:
Die Gemeinde Amden hatte sich lange gegen deren Bau gesträubt. Unter anderem befürchtete man eine Beeinträchtigung der Moral der Dörfler [Anm.: Stadt-Einfluss].
[Quelle: https://www.ivs.admin.ch]
. . . da gab es offenbar noch eine öffentliche Moral [Hut ab vor diesen Leuten!].
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Die Lasttiere auf den historischen Bildern sind nicht eindeutig identifizierbar. Vermutlich sind es für solche anspruchsvollen Bedingungen besonders geeignete Esel oder Maultiere.
Dazu folgende historische Zeitungsmeldungen [ https://www.e-newspaperarchives.ch/ ]:
NZZ Nr. 133 vom 12. Mai 1880, Ausg. 2:
Nidwaldner Volksblatt Nr. 19 vom 11. Mai 1867:
Berner Volksfreund Nr. 247 vom 17. Okt. 1880:
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Bewunderung ausserordentlich erstaunlicher Bau-Leistungen: Das Bereitstellen von Tausenden bearbeiteter Steine für Treppenstufen und Brüstungsmauern und Wegbau in schwierigstem Gelände, alles ohne Maschinen.
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