Steinbruch Betlis/Quinten/Schnür und Hartschotterwerk Mühlehorn


16.01.2023



Einführung

Das gesamte Steinbruchgebiet besteht aus zwei Steinbrüchen in etwa 500 Meter Abstand zueinander. Im 'Alt Steibruch' wurde bis zum Bergsturz 1946 Gestein abgebaut. Nachher verlagerte sich der Abbau ins Gebiet des (Nachfolge-) Steinbruchs Schnür, wo er im Jahr 2011 eingestellt wurde.



Bild: Die beiden Steinbrüche auf der Landeskarte um 2022 - darüber der Wanderweg Betlis - Quinten; (c) swisstopo.




Bild: Beide Steinbrüche im Januar 2023.


Der 'Alt Steibruch'

Um 1900 schossen Bergwerke wie Pilze aus dem Boden. Es herrschte anfänglich 'Goldgräberstimmung', bis Ueberkapazitäten auftraten.

Um diese Zeit hat bei Betlis am Nordufer des Walensees der Steinbruch Betlis seinen Betrieb aufgenommen.


Bild: Bergwerk 'Alt Steibruch' bei Betlis im Jahr 1920; (c) swisstopo.



Bild: Der 'Alt Steibruch' im Jahr 1932; (c) swisstopo.



Bild: 'Alt Steibruch' um 1938; Staatsarchiv SG.



Bild: Der 'Alt Steibruch' im Jahr 1943; (c) swisstopo.



Bild: Der 'Alt Steibruch' im Januar 2023.



Bild: Detail im 'Alt Steibruch' im Januar 2023.



Bild: Ruinen des 'Alt Steibruch' abseits der Zivilisation. Rechts im Bild: Ueberwasser-Reste des Felssturzes von 1946.



Das Schicksals-Jahr 1946: Felssturz beim ‚Alt Steibruch' in den Walensee

Am Dienstagmorgen des 3.9.1946 brach eine grosse, auf 300.000 Kubikmeter geschätzte Felsmasse zwischen Betlis und Quinten auf das Bergwerk. Dies verursachte gigantische Wellen. Am gegenüberliegenden Ufer bei Mühlehorn erreichten sie eine Höhe von 5 bis 6 Metern. Boote wurden weggeschwemmt, Mauern eingestürzt und Baumstämme eines Sägewerks, bereit zur Bearbeitung, wurden weggefegt. Zum Glück blieben die Gebäude des Bergwerkes erhalten und alle Arbeiter konnten sich in Sicherheit bringen. Auch in Murg, Quinten und Betlis wurden Boote zerstört. Eine Frau in einem Boot vor Mühletal wurde von den Wellen verschluckt. Am Dienstagmorgen bemerkten die Arbeiter einen großen Riss in der Felswand. Alle 28 Arbeiter konnten sich in Sicherheit bringen. Wenige Augenblicke später ereignete sich der Felssturz:





Die Neue Zürcher Nachrichten berichteten wie folgt:






Die aufgezeichneten Ausschläge bei der Mess-Station Murg (schräg gegenüberliegend auf der anderen Seeseite) sind wegen der dämpfenden Wirkung des Limnigraphen gegenüber kurzen Schwankungen der momentanen Seespiegelhöhe durch Wellenbewegungen stark reduziert, da die Aufgabe eines Limnigraphen in der Aufzeichnung der 'geglätteten' Seespiegelhöhe und nicht kurzfristiger Wellenausschläge besteht. Man beachte die vier- bis fünfstündige Schwingungsdauer des Walensees:


Bild: Schwallwelle des Felssturzes. Limnigramm der Mess-Station Murg.
Quelle: Eidg. Amt für Wasserwirtschaft.




Bild links: Reste zertrümmerter Boote bei Mühlehorn; Quelle: Weltwoche, Bildarchiv; Bild rechts: Bericht in 'Der Bund'.



Bild: Der Bergsturz im Alt-Steibruch 1946; Fotograf unbekannt.


Unser Abschied vom 'Alt Steibruch':


Bild: Der 'Alt Steibruch' im Jahr 1953; (c) swisstopo.


Der neue Steinbruch Schnür


Bild: Am neuen Ort Schnür hat der Gesteins-Abbau begonnen. Bild vom 19.05.1953, W. Friedli, ETH Bildarchiv.



Bild: Steinbruch Schnür 1963; (c) swisstopo.



Bild: Steinbruch Schnür 1982; (c) swisstopo.




Bild: Steinbruch Schnür, Verladestation Kamm AG um 2000; Foto: Hans-Peter Bärtschi, Bildarchiv ETH.




Bild: Die Schutzgalerie von 2018 des Wanderweges Weesen - Betlis - Quinten direkt oberhalb des Steinbruchs Schnür (Drohnenbild).



Bild: Der Steinbruch Schnür im Januar 2023.




Video von 1989 des Steinbruchs Schnür




In Bergwerken gibt es immer wieder tragische Arbeitsunfälle. Als Beispiel möge folgende Zeitungsnotiz vom 15.12.1993 dienen:


Quelle: e-newspaperarchives


Ueberreste der einstigen Material-Seilbahn

Fundamente der Talstation und Bergstation dieser Materialseilbahn, die Gerätschaften auf die einzelnen Abbaustufen transportierte, sind heute noch zu sehen. Man darf sich hier aber nicht eine 'normale' Luftseilbahn vorstellen, denn im Steinbruch musste unterwegs aus verschiedenen Höhen auf- und abgeladen werden, nicht bei den Endstationen. Man stellt sich also besser einen Kranausleger mit Laufkatze vor, wobei hier die Funktion der starren Kranausleger-Schiene durch zwei Tragseile übernommen wurde:




Folgendes Bild zeigt die prinzipielle Funktionsweise einer solchen 'Laufkatzen-Seilbahn'. Hier fährt sie auf einer
Schiene, statt auf dem gegenläufigen Fahrseil oder einem speziellen Tragseil, was am Prinzip aber nichts ändert:






Bild: Reste der ehemaligen Talstation auf exponiertem Felskopf.




Bild: Diese Situation aus anderer Perspektive.




Bild: Die Bergstation hoch über dem Steinbruch.




Bild: Blick von der Bergstation über den Steinbruch zur Talstation.



Ein Foto von 1979 zeigt noch den Holzaufbau auf diesem Betonfundament der Talstation:


Bild: Staatsarchiv St.Gallen




Bild: Die Steinbruch-Seilbahn im oberen Bereich (1989), in bescheidener Bildqualität.
Die Funktionsprinzip-Variante ist hier nicht erkennbar, nicht alle Seile sind sichtbar.
Zu sehen: 2 Tragseile; nicht zu sehen: Zug- und Hubseile.



Foto-Galerie: Heutige Spuren der Bergbauaktivitäten im Steinbruch Schnür

Valentin Schoch & Shianne Spitzer

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Weg nach Westen
bei Niedrigwasser
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Erster Blick auf den Steinbruch Schnür
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Wasserfall in die Tiefen
des Steinbruchs
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Abbaubecken 'Schnür'
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Blick gegen Osten
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Verbindung alter/neuer Teil
Schnür Blick nach Westen
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Alte Abbaubecken Schnür
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Verbindung alter/neuer Teil
Schnür Blick nach Osten
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Das Tunnelsystem (in Westrichtung)
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Beginn des grossen Tunnelsystems
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Blick nach Westen ab altem Abbaubecken
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Tür zum Sprengstoff-Magazin
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Ende des Tunnelsystems
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Alte Schiffs-Anlegestelle
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Betontüre des Sprengstoff-Magazins
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Weg zur neuen
Schiffs-Anlegestelle
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Neue Schiffs-Anlegestelle
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Materialseilbahn
Talstation
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Imposante Felswände
auf drei Seiten
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Unmöglicher Weg zum
'Alte Steibruch'





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